Zeit fliegt, weil wir sie (ver)fliegen lassen – aus persönlichem Anlass

Liebe Alle, die hier eher Professionelles erwarten: Coaching- und Moderations-Geschichten gibt es kommenden Montag wieder; heute ist mir herzerfüllt zumute. Der Grund: mein großes, kleines Mädchen und ihr Schritt in eine neue Welt.

Sie ist ja quasi vorvorgestern auf die Welt gekommen, mit ihren weisen Augen und ihrem forschenden Blick; sie, die aussah wie ein Mini-Eskimo – wunderschön und wie eine alte Seele aus dem ewigen Eis. Dann, vorgestern stand sie lispelnd vor mir, ein kleiner Fliegenpilz, mit schiefer Mütze und viel zu großer Kindergartentasche, mit mutigen Schritten in lila Stiefelchen marschierte sie los in die Kita-Zeit.

Und gestern dann, in einem weißen Kleidchen und mit prächtigen Haaren, die nicht nur mich daran zweifeln ließen, ob sie wirklich meine Tochter ist – und mit einer gigantischen Pegasus-Schultüte im Ärmchen, strahlte sie bei der Einschulung in die Grundschule den davon fliegenden bunten Gasluftballons hinterher.

Heute ist sie ins Gymnasium gekommen, in eine Schule, in der die Schulkinder nicht mehr wie Kinder, sondern fast alle schon wie sehr reife  Erwachsenen aussehen. Außer meinem Sohn und das liegt eher daran, dass ich mich auch bei ihm wehre, das rasant galoppierende Rennpferd Zeit einfach so hinzunehmen und versuche, seine heran schreitende Pubertät für mich immer noch als Trotzphase zu verorten.

Als die neue Schulleiterin meiner Tochter heute bei der Einschulung sagte, ganz bald würde sie hoffentlich an all die neuen Kinder ja schon die Abizeugnisse austeilen dachte ich zweierlei: 1. Weg hier! 2. Aha, nicht nur meine eigene Welt dreht sich immer schneller – die anderen empfinden scheinbar ähnlich.

Wie kann es sein, dass Dekaden gefühlt so schnell vergehen, wie früher ein paar Tage? Dass wir alle uns schneller und schneller drehen, wie in einem Kettenkarussell, das außer Kontrolle geraten ist? Und wieso macht mich das an solchen Tagen wie heute wehmütig und auch ein bisschen fassungslos – neben all dem Stolz, so wunderbare, besondere Wesen ins Leben geholt zu haben?

Ich glaube, wir bewegen uns alle zu schnell. Die Tage vergehen ja nicht rasanter, die Jahreszeiten auch nicht und nicht die Dekaden. Aber wir stopfen sie voll, lassen sie zumüllen, strechten und dehnen sie, wie Läuferbeine in der Yoga-Taube.

Kommt uns in den Sinn, dass die Zeit so fliegt, weil wir sie VER-fliegen lassen?

Weil wir zu wenig machen aus dem Jetzt und zu abgelenkt sind mit all unseren technischen Devices. Weil wir uns gefühlt alle ständig überfordern. Weil wir uns Ruhe und Meditation verordnen und selbst in diesen Minuten dann doch eigentlich nur mit geschlossenen Augen im Gedankenkarussell kreisen. Weil wir zu selten innehalten und  Momente stehen, nachklingen, wirken lassen. Weil wir zu selten etwas oder jemandem noch länger als 15 Minuten ungeteilte, exklusive Aufmerksamkeit schenken.

Im Coaching ist der erste Moment, der zur Veränderung führt immer der, in dem wir bewusst werden. Der, in dem uns etwas klar wird. Von da geht alles aus.

Im wahren Leben und mit den eigenen Kindern ist das ganz ähnlich. Lasst uns bewusst werden. Jetziger sein. Aufmerksam, untechnisch, im langsamen, quitschenden Kettenkarussell. Mit einer Zeit, die eher Maulesel ist als Rennpferd. Das können wir, wenn wir das entscheiden. Ich mach jetzt mein Laptop aus. Und nehme noch eine handvoll pinker Smarties. Und lass mich in die Gedankenwelten einer Zehnjährigen und eines Zwölfjährigen führen. Ganz in Ruhe.


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